Bis Ostern 2001 teilten wir mit einer Eurasierhündin, Bianca unser Leben. Sie wurde 13 Jahre alt. Natürlich wollten wir danach unbedingt wieder einen Eurasier, leider gab es längere Zeit keinen Wurf. Schon immer hatte es dem weiblichen Familienoberhaupt der Golden Retriever besonders angetan, und so konnte sie die Familie im August 2001 zum Kauf eines Golden überreden. Ursprünglich sollte es natürlich wieder eine Hündin sein. Beim Besuch bei der Züchterin verliebten wir uns aber spontan in einen Rüden.
Dass kurz darauf ein Eurasierwelpe auf uns wartete kam dann eher überraschend.
Nun tauchte die Frage auf: Ein zweiter Hund ja oder nein? Die Antwort war schnell gefunden (Abstimmung 3:1). Es erschien uns vernünftiger auch beim Eurasier einen Rüden zu wählen.
Bei den Verwandten stieß unser Plan auf Erstaunen, teilweise auch auf Entsetzen. Wir wollten uns tatsächlich 2 Hunde ins Haus nehmen, und uns so viel Arbeit antun. Ich hörte Argumente, dass ich mit dem Putzen wohl nicht mehr nachkommen würde und dass die beiden sich vielleicht nicht verstehen würden.
Wir haben trotzdem unseren Plan verwirklicht.
Schmutz machen die beiden Schlingel, das ist richtig, sie verstehen sich aber ausgezeichnet, obwohl sie natürlich sehr verschieden sind.
Spike, der große Schmuser geht auf alle Menschen freundlich zu, begrüßt sie überschwänglich, und kennt in seinen Liebesbezeugungen keine Hemmungen. Immer wieder muss man ihn bremsen, damit er nicht jedem hinaufspringt und ihn abküsst, ob der es will oder nicht. Er bringt den Besuchern immer wieder "Geschenke", d.h. er apportiert Spielzeug, Socken, abgebrochene Äste und drängt sich ganz eng an den Menschen heran um dafür gelobt zu werden.
Woody, der Vorsichtige ist zurückhaltend bei Menschen, die er nicht kennt. Er muss erst einmal schnuppern und überlegen ob er sich streicheln lässt. Das Apportieren interessiert ihn eigentlich nicht, obwohl er das Spielzeug von Spike und die Schuhe vom Herrli gerne verschleppt. Er ist ein wahres Temperamentsbündel, schläft eigentlich sehr wenig, und weckt den faulen Spike oft auf. Dabei ist er ziemlich rücksichtslos, beisst ihn hingebungsvoll in Schwanz, Beine, Lefzen oder Ohren. Spike lässt sich das gefallen, und rauft gerne, weh tun sich die beiden jedoch nie.
Eines haben die beiden gemeinsam - sie haben immer Hunger und lieben Bananen. Ob da nicht ein Afferl irgendwo in der Ahnenreihe ist?
Woody ist ein Wächter. Wenn vor unserem Gartenzaun jemand vorbeigeht, den er nicht kennt, oder der Nachbar in seine Garage fährt, schlägt er an. Er ist aber kein Kläffer, er meldet nur kurz, das genügt.
Für den Tagesablauf haben wir gewisse Regeln aufgestellt:
- Spike bekommt immer als erster sein Futter oder ein Leckerli.
- In Rangkämpfe mischen wir uns nicht ein.
- Wenn wir fortgehen kommt Spike zuerst an die Leine.
Bis jetzt scheint dieses System zu funktionieren. Woody wartet bei der Tür bis Spike zuerst in den Garten geht. Beide halten Respektabstand, solange einer noch frisst. Vorsichtige Versuche sich an die fremde Futterschüssel heranzupirschen, werden mit energischem Knurren quittiert, beim Essen gibt es keinen Spaß. Irgendwann werden die Schüsseln freigegeben und es gibt kein Halten mehr. Die Schüssel des anderen wird bis auf den letzten Rest ausgeschleckt.
Die beiden sind wie siamesische Zwillinge, sie gehen zusammen in den Garten, graben gemeinsam Pflanzen aus oder versuchen im Gartenteich zu baden. Beide besuchen fleißig ihre Abrichtkurse. Was bei Woodys Charakter manchmal zu Problemen führt: "Was soll ich mit dem Bringholz machen? Warum sind die anderen so gierig drauf? Ich bin da ein wenig eigensinniger. Was nicht lebt wird nicht gebracht."
Sind die Zwei mal für längere Zeit getrennt, so suchen sie sich gegenseitig und man merkt dass sie unruhig sind.
Bei der Damenwelt treten sie recht verschieden auf. Spike ist ein richtiger Draufgänger und Woody der dezente Anhimmler. Darum hat er meist das Nachsehen. Aber Streit gibst deshalb nie.
Durch ihr gemeinsames Leben wurde der Geschmack der beiden auch geprägt. In der Beliebtheitsskala der Hundedamen stehen Goldies und Eurasier bei beiden an oberster Stelle. Wobei durch die große Verbreitung die Goldies leicht bevorzugt werden.
Wir finden es wunderschön zwei Hunde zu haben, und können nur jedem dazu raten Hunde gemeinsam aufwachsen zu sehen, es ist ein tolles Erlebnis.
Nun sind die beiden Rabauken schon älter, über 3 Jahre, und treten gemeinsamen meist als eine Macht auf. Wer sich ihren Unmut zuzieht wird gemeinsam maßgeregelt. Sympathien werden auch geteilt, wobei jeder seine eigene Zuneigungsskala hat.
Woody ist der Umgänglichere und Spike der Draufgänger, doch wehe ein "Feind" betritt die Bühne, dann ist weder bei Woody noch bei Spike
Zurückhaltung angesagt. Doch man kennt ja seine Gegner und außer wilden Gebelle und gesträubten Nackenhaar geschieht nichts. Kleinere Hunde werden
mit Desinteresse übersehen oder als netter Zeitvertreib eingestuft. Werden Sie lästig erfolgt irgendwann eine Warnung und das reicht. Mit Freunden wird wild gespielt, Spike ist da nicht zu bremsen, Woody zieht sich oft nach kurzer Zeit diskret zurück.
Bei den meisten Aktionen, wie "Verhungerter Hund" oder "Wir sind so arm keiner gibt uns was" etc. wird eisern mit allen Mitteln als Duo gearbeitet und der Erfolg problemlos geteilt.
Jeder der beiden hat sich eine eigene Schlafstelle im Haus gesucht, doch manchmal schlafen sie auch zusammen. Wie es scheint sind die beiden
gut aufeinander eingespielt und wir hoffen es bleibt so.